| Texte / Kataloge
                  von und zu Sebastian Vorein  
                    
                      | verKopft(Text zur Ausstellung - verkopft 2019 - Bad Elster)
 Wenn man die Ausstellung des Dresdner Künstlers  Sebastian Vorein betritt, steht man als Betrachter selbst im Fokus. Dutzende  Augen sind auf einen gerichtet von Bildern und Skulpturen. Betrachten und  betrachtet werden. Wer ist hier eigentlich der Beobachter? Ein Spiel mit der  Wahrnehmung.  
                          Der Kopf, das menschliche Abbild steht im  Zentrum der Ausstellung. Aber sind es wirklich Abbilder? Die Köpfe spiegeln  etwas rohes, Bewegtes und auch brutales. Wie Überreste einer Hinrichtung auf  Pfähle gebohrt mahnen uns die glänzenden Skulpturen zum innehalten und erinnern  an die Vergänglichkeit des Lebens und knüpfen so an kunstgeschichtliche  Traditionen an. Auch die Grafiken verströmen wenig Schönheit,  wie man es beim Porträt vermuten möchte sondern Zweifel und Zerrissenheit. Das  Innere kehrt nach Außen.  
                          Der Begriff Porträt bedeutet im lateinischen  (protrahere) hervorziehen. Und vielleicht ist genau das, was Sebastian Vorein  will, hervorziehen. Dinge die im Inneren liegen und erst mal nicht sichtbar  sind. Gefühle und Gedanken voll Zweifel und Hoffnung, Freude und Trauer. Das  ist es was den Menschen bewegt und sein Wesen bestimmt. Das ist es, worauf man  achten sollte, weniger auf das eher oberflächliche Abbild.  
                          Aber geht es in der Kunst doch genau  darum, um das Sichtbarmachen des Nicht-Sichtbaren.
 
 Falko Richter - 
                      Berlin, Januar 2019
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 Katalog (24 Seiten) für 20 Euro erhältlich << hier bestellen >>
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                      | Einfach Tierisch (Text zur Ausstellung - Einfach Tierisch 2017/2018 -  Bad Elster)
 Tiere beschäftigen mich schon seit langer Zeit. Eingeprägt hat sich hierbei zum Beispiel das Zeichnen mehrerer Tiere im Rahmen des Kunstunterrichtes für Freunde in meiner alten Schulklasse. Die Auseinandersetzung mit dieser Thematik sollte danach noch viele Stationen haben. So besuchte ich zum Beispiel im Jahr 1999 ein Jagd- und Tiermalereiseminar in Monschau bei den bekannten Tiermalern Conrad Franz und Bernd Pöppelmann. Auch im Studium sollte mich das Thema Tiere nicht verlassen. Viele Skizzen und Bilder zeugen davon. In den letzten Jahren entstanden mehrere intensivere Auseinandersetzungen, welche zum Teil in der Ausstellung zu sehen sind. So zum Beispiel die Thematik Jagd in den Bildern der Serie "target". 
                          Der Umstand, dass mein Vater wie auch mein Bruder Jäger sind, brachte mich auf die Idee zu diesen Bildern. Eine weitere Serie von Bildern beschäftigt sich mit Flamingos und Wölfen. Hier spielte der Gegensatz von scheinbarer Würde und Glanz gegenüber Bedrohung und Wildheit für mich eine große Rolle. Den Abschluss bilden Bilder zum Thema Fleisch, in welchen auf den Umgang des Tieres durch uns Menschen angespielt wird: Das Tier als Ware, in Stücke vorzerteilt (Ölmalerei), oder das Tier als Ware und Barcode (Grafiken).Verknüpft werden diese Serien durch Studien und Zeichnungen von Tieren. Diese zeigen die zeichnerische Annäherung an verschiedenste Tiere wie Pinguine, Affen, Vögel oder Elefanten. Entstanden sind diese Arbeiten unter anderem im Dresdner Zoo oder bei Besuchen des Parc del´Orangerie in Straßburg.
 
 Sebastian Vorein - Dresden, November 2017
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 Katalog (36 Seiten) für 15 Euro erhältlich << hier bestellen >>
 |  Grenzen (Gedankengänge zur Reihe "drunken" von S. Vorein - 2013) In  meinen Arbeiten setze ich mich mit den Grenzen der Sichtbarkeit auseinander. Hierbei  geht es mir um Begriffe wie Erkennbarkeit, Beschaffenheit und Auflösung von  Flächen und Sehgewohnheiten.Wie  sehe ich mich? Wie nehmen Andere mich wahr? Was sehen Andere? Wo beginnen  Zersetzungsprozesse? Wie lassen sich diese künstlerisch umsetzen?
                    Wie  viel Bildgehalt steckt in der Malerei, in einer Fläche? Wo sind die Grenzen des  Sichtbaren?Gerade  in unseren heutigen Bilderwelt ist dies ein Thema, welches immer wieder zum  tragen kommt und mich beschäftigt. Meine  Serie ("drunken" 5 Bilder a´100x75 cm), beschäftigt sich mit der  Thematik Alkohol und deren Grenzen.
 Lockert  Alkohol zuerst die Zunge und die Hemmschwelle sinkt, dann bringt er dich zum  Lallen und zum Schluss droht der Filmriss und Absturz. Ich  beschäftige mich der Frage: Wo verläuft die Grenze vom sogenannten risikoarmen,  also nicht gesundheitsschädlichen Alkoholkonsum, zum riskanten, problematischen  oder gar abhängigen Konsum? Wie verändern sich Sehgewohnheiten unter Alkohol?
 Hierbei  kommt für mich der Bildzersetzungsprozess zum tragen, der nicht beim Punkt als
 kleinste  bildnerische Einheit beginnt, sondern in einer Aufspaltung in 1x1cm große  Pixel. Für  sich betrachtet, richtungsweisend und absolut, entstehen aus den Farbpixel  bewegte Formationen und Ausbreitungen, die sich der Fläche auf ganz  unterschiedliche Weise bemächtigen. So entsteht eine kostbare, individuelle  Struktur. Diese bestimmt das Bildverständnis meiner Arbeiten und versucht gleichzeitig  die Grenzen des klaren Sehens bis hin zur Verschwommenheit zu überwinden. Das  prozesshafte Bildgeschehen, das sich zwischen Anziehung und Absonderung,  zwischen provisorischer Balance und visuellem Tumult bewegt, verleiht meinen  Arbeiten eine Intensität, die in durch ihre Einfachheit nochmals gesteigert  wird.
 Kopfgeburten (Gedankengänge 
                    zur Reihe von S. Vorein / D. Schumann - 2012) Nachsinnen über Dinge die zu tun sind. Beschäftigung 
                    mit sich selbst, seinen Gedanken, seiner Meinung, seinen Dämonen. 
                    Zum Punkt kommen... um doch wieder alles über den Haufen 
                    zu hauen. Unruhe. Gedanken. In der Zeichnung scheinbar gefangen. 
                    Doch nur für den Augenblick. Hin und Her geworfen zwischen 
                    Schwarz und Rot... dem Zeichengrund und dem Betrachter... Zu sehen sind Gefühlszustände des menschlichen 
                    Daseins. Die Schöpfungsphantasien des Künstlers. 
                    Was denkt der Künstler, wenn er schöpft? Sind es 
                    seine in Farbe und Form gewordenen Ideen, die er auf das weiße 
                    Blatt Papier projiziert... Wie kommt die Idee in den Kopf hinein? Oder wie kommt Sie 
                    heraus?
 Der Einklang von Geist, Körper und Bewusstsein bildet 
                    unsere Ideen heraus. Wir wissen viel über das Funktionieren 
                    des Gehirns und dennoch bleibt ein Geheimnis, wie aus elektrischen 
                    Strömen und chemischen Reaktionen ein so komplexes Gedankenbewusstsein 
                    hervorgehen kann.
 Wir benutzen immer unseren Kopf. Und gewinnen mehr und mehr 
                    den Eindruck, als trenne sich dadurch die Emotion erst recht 
                    vom Verstand. Das Intuitive verliert sich im Wirrwarr der 
                    Gedanken...
 Man dreht sich im Kreis, sieht den Wald vor lauter Bäumen 
                    nicht mehr, alles ist aussichtslos, perspektivlos, verworren, 
                    ausweglos und zwiegespalten. Man möchte ausbrechen, neue 
                    Wege beschreiten oder ganz einfach Luft- und Gedankensprünge 
                    machen...
 "perspektiv-LOS-mensch" (Erläuterungen 
                    zur Reihe "perspektiv-los" in Verbindung mit der 
                    Reihe" Beobachter" - 2007) Lange habe ich mich mit der Thematik Mensch 
                    beschäftigt. Meine Arbeiten dazu lassen sich in fünf 
                    Bereiche teilen. Am Anfang bildeten Studien zur Perspektive 
                    den Grundstein meiner Auseinandersetzung. Hierbei stehen Perspektiven, 
                    beziehungsweise das Spiel mit ihnen im Vordergrund. Fragen 
                    nach dem „Woher?“ und „Wohin?“ spielen 
                    dabei eine große Rolle. Bewußt sind verschiedene 
                    Blickpunkte dargestellt. Allerdings beschränkte ich mich 
                    in diesen Studien allein auf die Perspektive. Der Mensch rückte 
                    dabei noch in den Hintergrund. Dennoch bilden diese Arbeiten 
                    eine wichtige Grundlage für die später entstandenen 
                    Werke. Basierend auf den Studien entwickelten sich die ersten Bilder, 
                    in denen die menschliche Figur eine Rolle spielte. Hierbei 
                    handelt es sich um die Reihe „perspektivlos“. 
                    Der Mensch bildet in diesen Arbeiten den Mittelpunkt. Er ist 
                    dabei umgeben von einer Vielzahl von Perspektiven. Allerdings 
                    ist er seiner Individualität enthoben. Dieser Ausdruck 
                    wird erreicht, indem die menschliche Figur bewußt in 
                    der Technik des Hochdruckes ausgeführt wurde. Nur so 
                    ist eine fast identische Wiedergabe der menschlichen Figur 
                    in den Bildern möglich. Er steht exemplarisch für 
                    alle Menschen und die sich öffnenden/ sich schließenden 
                    Perspektiven. Als Technik wurde in den ersten beiden Bereichen 
                    Aquarell bzw. eine Mischtechnik aus Aquarell und Hochdruck 
                    verwendet. Für die mangelhafte Qualität der Abbildungen 
                    bitte ich um Nachsehen.
 Den dritten Bereich bilden eine Vielzahl von Werken, die sich 
                    dem Thema Mensch (ebenfalls mit der „Ent-Individualisierung“ 
                    durch die Hochdrucktechnik) in freierer Weise nähert. 
                    Dennoch stehen auch hier Perspektiven in Kombination mit dem 
                    Mensch im Vordergrund. Die Techniken wurden erweitert auf 
                    Acryl- bzw. Ölfarbe.
 Den vierten großen Bereich meiner Arbeiten stellt eine 
                    Reihe unter dem Titel „Beobachter“ dar. Anknüpfend 
                    an die Werke früherer Zeit spielt auch hier die Perspektive 
                    wieder eine entscheidende Rolle. Allerdings tritt der Mensch 
                    jetzt bewußter in den Vodergrund. Der Mensch – 
                    diesmal in individueller Darstellung und nicht ent-individualisiert 
                    wie durch die Hochdrucktechnik – befindet sich zwischen 
                    den Perspektiven. Er steht in ihnen, über ihnen und zwischen 
                    ihnen. Als letztes ist der plastische Bereich meiner Beschäftigung 
                    zu benennen.
 Wie in allen Werken der fünf Bereiche 
                    stehen die Perspektiven für Wege, die ein Mensch wählen 
                    kann bzw. konnte. Da gibt es Perspektiven, die ihn einladen 
                    zu folgen. Andere versperren ihm den Weg. Wieder andere führen 
                    ihn in die Irre. Doch bei aller scheinbarer Perspektivlosigkeit 
                    ist es der Mensch, der letztendlich die Entscheidung über 
                    seine Zukunft trifft. Er findet seine individuelle Entscheidung, 
                    wählt seine eigene Perspektive. Im ersten Bereich laufen 
                    die Perspektiven ohne den Menschen ab. Dies stellt eine verordnete 
                    – ob freiwillig oder unfreiwillig sei dahingestellt 
                    – Teilnahmslosigkeit des Menschen dar. Egal ob mit oder 
                    ohne ihm, die Zukunft mit ihren verschiedenen Perspektiven 
                    drängt in den Bildgrund. Im zweiten Bereich, der Reihe „perspektivlos“, 
                    wird sich der Mensch seiner selbst bewußt. Zwar hat 
                    er seine Individualität noch nicht gefunden, denoch behauptet 
                    er seinen Standpunkt auf der Fläche. Dies wird unterstützt 
                    durch die Farbe Rot. Mit diesen Arbeiten sollen die verschiedenen 
                    Möglichkeiten bzw. Perspektiven des Menschen aufgezeigt 
                    werden. Er wird von Ihnen regelrecht bedängt. Trotzdem 
                    beharrt er auf seinem Standpunkt. Er entscheidet über 
                    seinen Weg. Die schematisierten Häuser bilden hier einen 
                    Nachruf auf Werke vergangener Jahre. Das Haus steht dabei 
                    für mich als ein Symbol der Heimat. Gerade in heutiger 
                    Zeit ist es schwierig geworden seine Heimat zu finden, bzw. 
                    nicht zu verlieren. Ständige Flexibilität ist gefordert. 
                    Wenn es der Arbeitgeber will, verliert man seine Heimat, um 
                    in einem neuen Job und in einer neuen Stadt eine neue zu finden. 
                    Diese Problematik soll allerdings nur eine Perspektive darstellen, 
                    die auf den Mensch in meinen Werken trifft.
 Im dritten Bereich wird, wie bereits dargelegt, etwas freier 
                    mit der Thematik umgegangen. Situationen werden simuliert, 
                    Ängste und Befürchtungen dargestellt. Dabei ist 
                    es wieder der ent-individualisierte Mensch, der für jeden 
                    von uns stehen könnte.
 Im vierten Bereich ist es der Mensch als Beobachter, der das 
                    Bild dominiert. Im Hintergrund stellt eine Perspektive seinen 
                    jetztigen Standpunkt dar. Verdeutlicht wird dies durch die 
                    Verwendung der Farbe Orange im Kontext der Felder der Perspektiven. 
                    Besonders deutlich wird der Aspekt des „Beobachters“ 
                    beim Bild „Reise“. Hier steht der Mensch am Beginn 
                    einer Reise. Seine Habseligkeiten sind verstaut. Er wendet 
                    seinen Bick der Zukunft zu und begibt sich, zumindest mental, 
                    schon auf den Weg. Noch verharrt er allerdings, während 
                    sich am Horizont bereits die Zukunft abzuzeichnen beginnt. 
                    Noch beobachtet er, doch bald wird er selbst zum agierenden 
                    Subjekt.
 Bevor ich als letztes zum plastischen Bereich meiner Auseinandersetzung 
                    mit dem Thema komme, möchte ich das Werk „Beobachter 
                    VI“ kurz erläutern. Diese Arbeit stellt den bisherigen 
                    Höhepunkt der Auseinandersetzung mit der Thematik dar. 
                    Hier kommen verschiedene Bereiche zum tragen. Zum einen die 
                    Perspektive (allerdings in vereinfachter Form), danach der 
                    Mensch und zum Schluß die Rolle des Menschen als Beobachter. 
                    Der Mensch ist in diesem Bild als videofilmender junger Mann 
                    dargestellt. Allerdings ist er seiner Individualität 
                    enthoben durch die Wegnahme seines Gesichtes. Er verkörpert 
                    damit für mich alle Arten der Beobachtung durch Medien. 
                    Durch diese Arbeit soll eine gewisse Medienkritik zum Ausdruck 
                    kommen. Der Beobachter filmt aus dem Bild hinaus (verdeutlicht 
                    durch die aus der Kamera tretende Perspektive). Dabei spielt 
                    sich in seinem Rücken aber das gerade entscheidende ab. 
                    Dies soll verdeutlicht werden durch den Streifen mit stark 
                    expressiven Elementen im linken Bildteil. Hierbei stehen die 
                    Farben symbolisch für starke emotionale Elemente (Krieg, 
                    Leid, Schmerz, Wut). Doch der Mensch sieht nicht (will es 
                    vielleicht nicht sehen), was hinter ihm passiert. Er wendet 
                    sich ab vom Geschehen und dokumentiert/ beobachtet nur „Unwichtiges“. 
                    Damit sollen die Medien ebenso wie der Mensch an sich kritisiert 
                    werden. Zum einen wegen möglicher einseitiger Berichterstattung, 
                    zum anderern durch den Sachverhalt der Verdrängung beziehungsweise 
                    des Wegsehens von Seiten des Beobachters.
 Mit dem letzten Bereich, dem plastischen Gestalten, möchte 
                    ich zum Abschluß meiner Ausführungen kommen. Dieser 
                    Bereich stellt die plastische Umsetzung der auf Papier beziehungsweise 
                    Hartfaser gebannten Gedanken dar. Auch hier ist es wieder 
                    der Mensch, wie in der Serie „Beobachter“ individuell 
                    dargestellt, der im Mittelpunkt meiner Arbeit steht. Zu sehen 
                    ist eine angeschnittene Figur, die im Raum agiert. Dabei umgeben 
                    sie drei Perspektiven. Eine mögliche Deutung wäre 
                    die Identifikation der drei Perspektiven mit den Aspekten 
                    Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dabei hält sich 
                    der Mensch an der jetztigen Perspektive (Gegenwart) fest, 
                    während im Hintergrund eine andere Perspektive zu verschwinden 
                    scheint (Vergangenheit).
 Das Verschwinden wird verstärkt durch die abweisende 
                    Handhaltung der Figur auf dem Rücken. Als letzte Perspektive 
                    steht vor dem Mensch die Zukunft. Schier unüberblickbar. 
                    Er weiß nicht, was nach ihr kommt! Dies wird verstärkt, 
                    durch den suchenden Blick nach oben.
 Soviel zu einer kurzen Erläuterung meiner 
                    Werke. Ich hoffe ich konnte Ihnen einen kleinen Einblick in 
                    mein Schaffen und meine Gedankengänge ermöglichen. 
                    Natürlich können Worte nur in geringem Maße 
                    den Deutungshorizont wiedergeben, der den Bildern eigentlich 
                    zusteht. Deshalb meine Aufforderung an Sie, sich auf die Bilder 
                    einzulassen und sich selbst eine Perspektive zu bilden. Betrachtungsweisen (Text zur Ausstellung 
                    "Betrachtungsweisen" - 2006 - Falko Richter) Mit dem Titel „Betrachtungsweisen“ 
                    zielt der aus Bad Elster stammende Künstler Sebastian 
                    Vorein auf eine Vielfältigkeit von Blickwinkeln. Egal, 
                    ob gedanklicher oder visueller Natur, es gibt immer mehrere 
                    „Betrachtungsweisen“ auf Dinge. Ganz einfach betrachtet, 
                    ändert sich mit dem Standpunkt bzw. der Perspektive auch 
                    die Sicht auf etwas. An dieser Stelle bildet eine Reihe von 
                    Studien mit dem Titel „perspektiv-los“ den Ausgangspunkt 
                    der bildnerischen Auseinandersetzung mit Betrachtungsweisen 
                    im Werk Voreins. Den zur Zeit in Dresden lebenden und arbeitenden 
                    Künstler interessiert hier die Wirkung, welche aus der 
                    irritierenden Perspektive entsteht. Der Betrachter wird gezwungen, 
                    seinen Standpunkt mehrmals zu überdenken und jeder neue 
                    Versuch, sich zu verorten, wird von Fluchtlinien infrage gestellt. 
                    Auf den Menschen übertragen, ergeben sich ganz existen-zielle, 
                    kritische Fragen nach Herkunft, eigenen Positionen und Zukunftsvorstellungen. „Perspektiv-los“ ist hier nicht eine resignierende 
                    Einschätzung der persönlichen Lage, son-dern die 
                    Hinterfragung der eigenen Positionen und des eigenen Handelns 
                    sowie der selbst-kritische Umgang damit. In der Weiterentwicklung 
                    dieses Themas wird in Voreins Bildern der Mensch direkt zum 
                    Bild-gegenstand. Er zeigt sich in den Bildern als Beobachter 
                    und Beobachteter gleichermaßen. Die Ausstellung „Betrachtungsweisen“ 
                    stellt Fragen an den Besucher - persönliche Fragen, deren 
                    Beantwortung bei jedem selbst liegt.
 Mensch? (Überlegungen zum Thema 
                    Mensch - 26.07.2005 - von Sebastian S. Vorein) Seit einiger Zeit beschäftigt mich als 
                    Thema der Mensch. Entwickelt hat sich dieses Interesse aus 
                    meinen Studien zur Perspektive ("perspektivlos"). 
                    Anfangs stand hier nicht der Mensch im Vordergrund, sondern 
                    einzig die Wirkung, welche aus einer irritierenden Perspektive 
                    erzeugt wird. Beim fortlaufenden arbeiten an diesem Thema 
                    entwickelte sich Idee weiter. Ich begann eine menschliche 
                    Figur in meine Arbeiten einzubeziehen. Ich entwickelte ein 
                    Schema eines Menschen, der in meinen Arbeiten als Symbol für 
                    alle Menschen steht. Dafür wählte ich bewußt 
                    die Technik des Hochdruckes. Nur so kann ich diesen Menschen 
                    beliebig oft und in annähernd gleicher Weise einsetzen.So steht nun der Mensch in der Perspektive, steht über 
                    ihr, unter ihr, in ihr. Es öffnen sich die verschiedensten 
                    Wege die ein Mensch nehmen kann. Dabei zeige ich den Menschen 
                    bewußt oft allein, denn er ist es, der für sich 
                    die Entscheidungen trifft. Er entscheidet welchen Weg er geht, 
                    welche Richtung er einschlagen wird.
 Was ist Stadt? (Text zur Ausstellung 
                    "Urbanitas" - 2004 - von Falko Richter)  Stadt ist Verschmutzung. Stadt ist Lärm. 
                    Stadt ist Überbevölkerung, ist Schnelllebigkeit, 
                    Erkennen und Vergessen. Stadt ist Vielseitigkeit, ist Fortschritt. 
                    Stadt ist Bunt und Grau, ist Tumult, Leben und Einsamkeit. 
                    Wir könnten diese Reihe schier unendlich fortführen 
                    und würden dennoch den vollen Umfang dieses Begriffes 
                    nur tangieren. Einen Versuch der Annäherung an den Stadtbegriff, 
                    einen Ansatz des Nachdenkens und Reflektierens gibt der zur 
                    Zeit in Dresden lebende Vogtländer Sebastian Vorein in 
                    seinem Werk "Stadtleben". Beeindruckt von der Dichte, 
                    Größe, Vielfalt, architektonischer Schönheit 
                    sowie Häßlichkeit bleibt der Blick des Künstlers 
                    nicht an den Fassaden, der Haut eines sich dahinter verbergenden 
                    Lebens, haften, sondern wirft in seinen Bildern gleichsam 
                    die Frage nach dem sich dahinter befindlichen, dem Blick des 
                    Betrachters entzogenen Bereichen des öffentlichen Lebens 
                    auf.Das "Stadtleben" Sebastian Voreins ist eine Aufforderung 
                    an den Betrachter sich der Tiefe der Dinge bewußt zu 
                    werden, die einen täglich begegnen, eine Aufforderung 
                    Bewegung und Dynamik wahrzunehmen in einem von außen 
                    starr und statisch, alles abblockend wirkenden Gebilde, und 
                    nicht zuletzt auch eine Aufforderung zum fantasieren und zum 
                    Gedanken malen.
 Kunst 
                    im Studio (Sebastian Vorein - 2004 - MDR-Fernsehen) Seine Bilder sind für Sebastian Vorein 
                    der Weg, Neuland zu beschreiten und dies mit alten Techniken 
                    zu verbinden. Das macht für ihn seine Arbeit aus. Besonders 
                    das Zusammenspiel abstrakter und realistischer Malerei und 
                    das daraus entstehende Sinnbild sieht er als Ziel seines künstlerischen 
                    Schaffens. Große Farbigkeit und somit das Spiel der Variationen 
                    sind daher für seine Bilder bezeichnend. Besonders das 
                    Thema Stadt mit allen Facetten reizt Vorein seit einiger Zeit 
                    besonders. Fragestellungen nach Heimat, Geborgenheit aber 
                    auch nach Ängsten sind fast allen Bildern gemein. Das 
                    Symbol Haus als Allegorie der Stadt ist dabei zentraler Bildgegenstand. 
                    Starke Farbkontraste sind dabei gewollte Metaphern für 
                    das Auf und Ab einer Stadt mit all seinen Sonnen- und Schattenseiten.
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